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Paul Grüninger
Preis 2004 für Damas Gisimba
Preisverleihung am 19.März 2004 im Waaghaussaal St.Gallen
Widerstand gegen den Genozid in Ruanda
27. Februar 2004
Der 42-jährige Waisenhausleiter Damas Mutezintare Gisimba aus Kigali
in Ruanda wird mit dem Paul Grüninger Preis 2004 ausgezeichnet.
Vor genau zehn Jahren, im Frühling 1994, wurden in Ruanda in einem
Genozid hunderttausende von Menschen - vor allem Tutsi - umgebracht. Wer
sich der mordenden Meute entgegenstellte, musste riskieren, ebenfalls
sein Leben zu verlieren. Doch für Damas Mutezintare Gisimba, Direktor
eines Waisenhauses in Nyamirambo, Kigali, war es nicht nur selbstverständlich,
alle ihm anvertrauten Kinder zu schützen; er widerstand der Hasspropaganda
und rettete viele weitere Kinder und erwachsene Flüchtlinge vor dem
sicheren Tod. Gisimba gehört selber der Gruppe der Hutu an, er ist
jedoch mit einer Tutsi-Frau verheiratet.
Unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft versteckte und beschützte
der damals 32-jährige Damas Gisimba in den langen Monaten des Genozids
- im April, Mai und Juni 1994 - mehr als 80 Erwachsene und etwa 300 Kinder
vor ihren Verfolgern und Mördern. Er beherbergte sie und sorgte unter
schwierigsten Umständen für ihre Ernährung. Mehrmals trat
er den Verfolgern, die ihre Auslieferung forderten, unter Lebensgefahr
direkt entgegen. Nicht in allen, aber in vielen Fällen konnte er
sie von ihrem Vorhaben abbringen.
Aus dem Waisenhaus, das 1980 von Gisimbas Vater gegründet worden
war und 64 Kinder aufgenommen hatte, wurde in Zeiten der Massaker ein
Ort der Rettung für gegen vierhundert Personen, die sonst kaum eine
Chance zum Überleben gehabt hätten.
Damas Mutezintare Gisimba hat mit Entschlossenheit und unermesslichem
Mut eine menschliche Haltung bewahrt und sich dem Völkermord widersetzt.
Gisimba war nicht der einzige in Ruanda, der den Verfolgten half und sein
Leben für sie riskierte, doch er war einer von viel zu wenigen, und
er tat es ohne Rücksicht auf Nachteile, die ihm oder seiner Familie
daraus erwachsen konnten. Auf Antrag der afrikanischen Menschenrechtsorganisation
African Rights hat der Stiftungsrat der Paul Grüninger Stiftung daher
beschlossen, Damas Mutezintare Gisimba den Paul Grüninger Preis 2004
zu verleihen.
Der Paul Grüninger Preis wird seit 2001 alle drei Jahre ausgeschrieben.
Er beträgt 50 000 Schweizer Franken und soll Personen auszeichnen,
die sich durch besondere Menschlichkeit, besonderen Mut und besondere
Unvoreingenommenheit hervorgetan haben. Den ersten Paul Grüninger
Preis erhielt im Jahre 2001 die afghanische Ärztin Dr. Sima Samar.
Für die Vergabe des zweiten Paul Grüninger Preises lagen dem
Stiftungsrat mehr als vierzig gut dokumentierte Kandidaturen aus vier
Kontinenten vor.
Der Stiftungsrat der Paul Grüninger Stiftung gratuliert Damas Gisimba
zu seiner grossen humanitären Leistung, er bedankt sich bei ihm für
seine Taten und fühlt sich geehrt, dass Herr Gisimba den Preis am
19. März 2004 in St. Gallen persönlich entgegennehmen wird.
Verleihung des Paul Grüninger Preises 2004
am Freitag, 19. März 2004, 19 Uhr, im Waaghaussaal St. Gallen.
Die Laudatio hält William A. Schabas, Leiter des Irish Centre for
Human Rights und Professor für humanitäres Völkerrecht
an der National University of Ireland, Galway. Schabas ist Experte für
die Ereignisse in Ruanda und Autor des kürzlich erschienenen Buches
«Genozid im Völkerrecht» (Hamburg 2003). Er war im Auftrag
verschiedener Menschenrechtsorganisationen in Ruanda und zahlreichen anderen
Ländern als Berater für Menschenrechtsfragen tätig.
Paul Grüninger Stiftung
Sekretariat: Paul Rechsteiner
Oberer Graben 44
9000 St. Gallen
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Fotos
Preisverleihung |