Wer war Paul Grüninger?

Der junge Hauptmann Paul Grüninger
Paul Grüninger um 1960

Der St. Galler Polizeikommandant Hauptmann Paul Grüninger (1891–1972) rettete in den Jahren 1938 und 1939 mehrere hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenzsperre nahm er sie in St. Gallen auf, missachtete die Weisungen des Bundes und übertrat auch Gesetze, um die Flüchtlinge zu schützen.

1939 wurde Paul Grüninger von der St. Galler Regierung fristlos entlassen.

1940 wurde er vom Bezirksgericht St. Gallen wegen Amtspflichtverletzung und Urkundenfälschung verurteilt. Er wurde verfemt und später vergessen. Bis zu seinem Tod lebte er in Armut.

1993 ist Paul Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert worden.

1994 hat der Schweizerische Bundesrat eine Ehrenerklärung für Paul Grüninger veröffentlicht.

1995 hat das Bezirksgericht St. Gallen Hauptmann Paul Grüninger mit der Wiederaufnahme seines Prozesses und mit einem Freispruch juristisch rehabilitiert.

1998 stimmte der Grosse Rat des Kantons St. Gallen einer materiellen Wiedergutmachung zu und entschädigte die Nachkommen Paul Grüningers für die durch die fristlose Entlassung entstandenen Lohn- und Pensionseinbussen des Hauptmanns. Der ganze Betrag wurde von den Nachkommen in die Paul Grüninger Stiftung eingebracht.

Bücher

Über jüdische Flüchtlinge, Schlepper, Landjäger, Zöllner, Bauern und einen Polizeioffizier mit Gewissen: Stefan Keller, «Grüningers Fall. Geschichten von Flucht und Hilfe», Rotpunktverlag, Zürich
(5. nachgeführte Auflage 2013, Originalausgabe 1993).

Zur Geschichte von Grüninger’s Rehabilitierung: Wulff Bickenbach: «Gerechtigkeit für Paul Grüninger. Verurteilung und Rehabilitierung eines Schweizer Fluchthelfers (1938-1998)».
Mit einem Geleitwort von Jacques Picard.
Böhlau Verlag, Köln 2009.

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