2001

Der erste Paul Grüninger Preis geht an
die afghanische Ärztin Dr. Sima Samar

Das Recht der Frauen auf Gesundheit und Bildung

Die seit 1984 im pakistanischen Exil lebende afghanische Ärztin Dr. Sima Samar wird mit dem Paul Grüninger Preis 2001 ausgezeichnet. Sima Samar erhält diesen Preis in Höhe von 50 000 Schweizer Franken für ihren mutigen Einsatz zugunsten des Rechts auf Gesundheit und Bildung von Frauen und Mädchen, die in dem von Krieg und Gewalt heimgesuchten Afghanistan besonders entrechtet worden sind, sowie für ihr Engagement zugunsten von afghanischen Flüchtlingen im pakistanischen Exil.

Sima Samar hat seit 1989 in Afghanistan und in Pakistan mehrere medizinische Kliniken für Frauen und Mädchen eingerichtet und zahlreiche Bildungsprojekte aufgebaut. Die verschiedenen Initiativen von Sima Samar werden von der Organisation «Shuhada» getragen, die Sima Samar zu diesem Zweck eigens gründete.

Laudatio für Sima Samar

Arnold Hottinger

Afghanistan war einst ein nahezu paradiesisches Land. Ich persönlich verdanke ihm von den schönsten Erinnerungen all meiner Reisen im Orient. Hohe Berge aus grauem und nacktem Fels über sehr langen Tälern mit saftigem, grünem Grund. Menschen darin, die einfach lebten, aber ihrem Leben einen Sinn abgewannen, die singen konnten, verwurzelt in ihren Feldern , oder unterwegs mit ihren Tieren durch die Täler und über die Berge. Sicher und selbstgewiss standen sie in ihren Sitten und Bräuchen. Aber Offenheit gegenüber den Fremden, Gastfreundschaft war eines der Grundgebote. Die Tasse mit grünem Tee der erste Ausdruck davon. Die Landschaft und die Menschen schienen in enger Harmonie zu stehen. Was die Menschen taten und wie die Natur, ihre eigene innerasiatische Berglandschaft, sie umfing, gab ein unteilbares Ganzes ab. Ihr Kunsthandwerk, blau glasierte Tonschalen und Krüge, braune und rote Teppiche, mit strengen geometrischen Mustern, gehörte auch mit dazu. Khaste na bashid, war der Gruss auf den Bergpfaden, «möget ihr nicht ermüden!»

Laudatio for Sima Samar

Arnold Hottinger

In the past Afghanistan used to be something close to a paradise. I personally owe it some of the best memories from all my travels in the East. High mountains of grey naked rocks looking down on long streched out valleys of lucid green. People living a simple life but one that made sense to them, they could sing working their fields or travelling with their animals through their valleys and mountains. Anchored securely and proudly in their customary lives they were nevertheless open to the stranger, hospitality being one of the basic principles of their life. The cup of green tea was the first expression of it. They seemed to live in close harmony with their surroundings. What people did and how it fitted into their Central Asiatic geography and surroundings was intimately linked. Their artistic traditions, cups and jugs of turquoise blue glazing, brown and red carpets with bold geometric designs were part of those lives. « Khaste na bashid «, « may you not get weary «, was their greeting on their mountain paths.

Rede von Dr. Sima Samar

Honorable president, ladies and gentlemen;

It is indeed an honor for me to be the recipient of this prestigious award. I am indebted to the honorable members of the foundation for the recognition that they have extended to the plight of the Afghan people. Surely, hope is of vital currency to a nation that is, as much in despair as Afghanistan, and this honor shall remind us that our cause is still alive and that eventually the humiliation and degradation of war and poverty shall one day be alleviated.